#from us to you

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Vorstellung der Einrichtung:

ANAD e.V. wurde im Jahre 1984 gegründet und bietet professionelle Beratungsangebote und therapeutische Wohngruppen für Menschen mit Essstörungen, wie z.B. Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Binge-Eating-Disorder bzw. atypische/nicht näher bezeichnete Essstörungen, und deren Angehörige an. Zudem gibt es noch das kostenfreie Angebot von ANADdialog, ein anonymes telefonisches Beratungsangebot. Die Wohngruppen bieten eine intensive teil-/stationäre Behandlung mit ambulanter Psychotherapie. Die Behandlung der Patient*innen erfolgt durch ein multidisziplinäres Team, welches aus Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen und Ernährungstherapeut*innen besteht. Die ANAD Wohngruppen bestehen an zwei Standorten in München, in der Poccistraße und in der Pilotystraße. In der Poccistraße gibt es zwei Wohngruppen für jugendliche Mädchen und junge Frauen, eine Wohngruppe besteht aus 16 Plätzen, für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren, die andere Wohngruppe besteht aus 12 Plätzen, für Frauen zwischen 18 und 21 Jahren. Zusätzlich gibt es noch eine Wohngruppe für erwachsene Frauen ab 21 Jahren, diese umfasst 10 Plätze. Im Standort der Pilotystraße gibt es eine teilbetreute Wohngruppe für erwachsene Frauen und Männer ab 21 Jahren.

Projektziele:

Wie auch im realen Leben müssen Kinder und Jugendliche auch in der digitalen Welt begleitet und zu kritischen und selbstbewussten Mediennutzer*innen erzogen werden. Ziel des Projektes war es, einen niederschwelligen Zugang zu der Zielgruppe zu finden und ihnen dadurch eine nachhaltige Medienkompetenz zu vermitteln und die Basis für einen bewussten Umgang mit ihrer eigenen Mediennutzung zu schaffen.

Ein Ziel dabei ist zu allererst die Aufklärung über digitale Medien, vor allem auch die Aufklärung über verschiedene soziale Apps, die in der jugendlichen Welt sehr präsent sind. Dabei ist es wichtig, vor allem über die Risiken aufzuklären und einen wachsamen Umgang zu vermitteln. Durch das Projekt soll durch gemeinsamen Austausch mit geschultem Personal, zwei Sozialpädagoginnen von ANAD mit Medienkompetenz, ein Bewusstsein für den „digitalen“ Fußabdruck verdeutlicht werden, der in der medialen Welt leider nicht so einfach wieder erlischt. Als weiteres nachhaltiges Ziel wird verfolgt, psychische Belastung durch den Konsum der digitalen Welt aufzudecken, gemeinsam darüber zu besprechen und diesem natürlich vorrangig auch vorzubeugen. Um einen möglichst niederschwelligen Zugang zu den Jugendlichen zu bekommen, wurde als „Zielmittel“ die Erstellung eines eigenen Instagram Accounts gewählt. Dabei steht im Vordergrund, die Jugendlichen von Anfang an mit einzubinden, jeden Schritt von der Erstellung des Accounts (unter Berücksichtigung von Privatsphäre Einstellungen und Datenschutz) bis zur Veröffentlichung von selbst kreierten Beiträgen.

Projektverlauf:

Zu Beginn des Projektes haben sich die zwei Sozialpädagoginnen zusammengesetzt und mögliche aktuell relevante Themen für medienpädagogische Workshops aufgestellt. Daraus entstanden sechs Themenblöcke, die entweder eigenständig, oder auch aufeinander aufbauend gehalten werden können.

Das erste Thema ist 1) „Medien allgemein“. Dabei geht es vor allem darum, dass die jugendlichen Mädchen sich über den Begriff Medien austauschen und welche Medien sie kennen und nutzen. Als zweites haben wir uns die aktuellsten 2) „Apps“ (beispielsweise: Instagram, Youtube, Snapchat, Whatsapp, TikTok) rausgesucht und gemeinsam mit den Jugendlichen beleuchtet. Dabei standen Datenschutzrichtlinien, Altersgrenzen und Pro und Contras bei der Nutzung im Vordergrund. Zusammenhängend mit den Apps war es uns wichtig auch das Thema 3) „Privatsphäre“ intensiver zu betrachten. Analog aber auch digital hat jeder Mensch einen anderen Sinn für Nähe und Distanz und das gilt es zu respektieren, das Gleiche gilt in Hinsicht auf die Privatsphäre. Unsere weiteren Bausteine sind etwas spezifischer, jedoch nicht weniger wichtig, vor allem nicht in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen Frauen, die unter einer Essstörung leiden. Zum einen ist das Thema 4) „Selbstdarstellung“ sehr wichtig, ebenso auch das Thema 5) „Cyber Mobbing“. In der ein oder anderen Form haben viele Jugendliche bedauerlicherweise bereits Kontakt damit gehabt oder haben es im Umfeld miterlebt. Zuletzt haben wir uns das Thema 6) „Fake News“ erarbeitet, da auch hier viel Bedarf an Aufklärung ist. Zu allen Themen war es uns wichtig den Jugendlichen jederzeit die Möglichkeit zu bieten ihre eigenen Erfahrungen in einem geschützten Rahmen zu teilen und zu wissen, dass diese Themen auch mit ganz offen mit uns besprochen werden können.

Bevor die Workshops dann bei den minderjährigen Jugendlichen gehalten wurden, gab es als Kickoff Veranstaltung, im Oktober 2021, ein Interview mit einer Redakteurin für ein Radiofeature von DLF Kultur.  Hierfür suchten wir uns bereitwillige Klientinnen der Einrichtung, um uns zu erzählen, wie sie ihre eigene Mediennutzung wahrnehmen und wie sie zu Social Media stehen. Dieses Interview war auch für uns hilfreich, da wir dadurch Anregungen sammeln konnten, die wir später in unser Projekt mit einfließen lassen konnten. Es war den Interviewteilnehmerinnen beispielsweise sehr wichtig, dass bei dem Projekt Prävention und Aufklärung über Essstörungen betrieben wird. Ebenso sollte verdeutlicht werden, dass Essstörung nicht gleich Essstörung ist und es auch hier sehr individuelle Unterschiede gibt. Insgesamt sollte ein „normales“ Bild vom Gesundwerden im Mittelpunkt stehen. 

Der erste Workshop wurde dann in unserer minderjährigen Wohngruppe (12-18 Jahre) Anfang November 2021 gehalten, dabei wurden die Themengebiete 1) „Medien“ und 2) „Apps“ behandelt.

Der zweite Workshop fand Anfang Dezember 2021 in unserer minderjährigen Wohngruppe statt. In diesem Workshop ging es um die Themen 3) „Privatsphäre“ und 4) „Selbstdarstellung“. Am Ende des Workshops wurde den Mädchen der Beginn unseres gemeinsamen Projekts angekündigt. Es wurde ein kurzer Überblick gegeben, dass es bei dem Projekt darum geht, einen eigenen Instagram Account unter unserer Begleitung zu erstellen. Dabei soll den Mädchen aber offenstehen, welche Themen sie dabei präsentieren möchten und womit sie sich auseinandersetzen möchten. Wir haben den Mädchen anschließend freigestellt, sich bei uns zu melden, falls sie sich gerne bei dem Projekt beteiligen möchten.

Am 09.12.21 fand das erste Treffen der „Instagram-Gruppe“ statt. Es haben sechs Jugendliche teilgenommen, davon machen derzeit noch drei mit. Den Anderen war es aufgrund von zeitlichen Hürden oder der psychischen Belastung leider nicht mehr möglich weiterhin teilzunehmen. Seitdem finden die Treffen regelmäßig einmal wöchentlich statt. Zu Beginn ging es vorerst um die Erstellung eines Instagram Accounts und die damit einhergehenden Einstellungen, Namensgebung und Profilbilderstellung. Die jugendlichen Mädchen wollten sich auch auf dem Instagram Account vorstellen, sie überlegten sich in Form von Snapchat Avataren abzubilden und schrieben dann einen Vorstellungstext dazu. Zu jedem Zeitpunkt ist es uns wichtig die Jugendlichen am Prozess teilhaben zu lassen, damit deren Medienkompetenz gestärkt wird. Während den Treffen erarbeiten wir Beiträge oder Storys für die Seite, zudem reflektieren wir auch mit den Jugendlichen über deren derzeitige Stimmung im Zusammenhang mit dem Projekt. Die Gruppe hat zu Beginn gebrainstormed, was ihnen für die Instagramseite besonders wichtig wäre. Mögliche Beiträge sollten Aufklärung, wie das Leben in einer Wohngruppe ist und allgemein den Abbau von Stigmatisierung anstreben. Gemeinsam wurde der Instagramaccount @leben.bei.anad gegründet und Beiträge erstellt. Dieser konnte bisher in kürzester Zeit ca. 400 Follower*innen erreichen. Dadurch konnten viele Interessenten, Betroffene, Angehörige und andere Einrichtungen aufmerksam gemacht werden. Im Feb. 2022 wurden die Workshops als auch das Projekt anderen Mitarbeiter*innen von ANAD vorgestellt.

Aufgrund der Coronamaßnahmen und unter Beachtung der Hygienevorschriften konnten wir die Workshops leider nur getrennt von den beiden Jugendwohngruppen stattfinden lassen.

Der erste Workshop in der jungen Erwachsenen-WG fand somit erst etwas später Anfang März 2022 statt. Es wurden die Themen 1) „Medien“ und 2) „Apps“ behandelt. Der zweite Workshop ist erst für April 2022 geplant. Im Anschluss an den ersten Workshop wurde auch den jungen Frauen eröffnet, dass sie sich jederzeit gerne an dem Instagram Account beteiligen können. Es ist angedacht, dass die Workshops regelmäßig gehalten werden, ebenso ist in Planung, dass ein medienpädagogisches Konzept für die Einrichtung erstellt wird und die Inhalte in die tägliche pädagogische Arbeit miteinfließen.

Bedarf an Raum, Zeit, Technik, Beteiligte:

Die Anleitung der Workshops und des Projektes wurde von den zwei Sozialpädagoginnen übernommen. Beide haben sich medienpädagogisch fortgebildet und mit dem Wissen aus internen und externen Fortbildungen Workshopinhalte erstellt. Zielgruppen der Workshops sind die zwei Jugendwohngruppen von ANAD die aus einer Altersspanne zwischen 12 und 21 Jahren bestehen.

Durch unsere vorhandenen Gruppenräume in der Wohngruppe war es leicht einen Raum zu organisieren, auch für kurzfristige Treffen gab es hier Möglichkeiten. In den Gruppenräumen konnten wir sowohl die Workshops als auch die wöchentlichen Treffen stattfinden lassen. Je nach Teilnehmerzahl fand es dann in größeren oder kleineren Gruppenräumen statt.

Zeitlich haben wir für die jeweiligen Workshops, zwei in der 12-18-Jährigen WG und einen in der 18-21 Jährigen WG, á 2,5 Stunden gebraucht. Zusätzlich treffen wir uns einmal die Woche mit der „Instagram-Gruppe“ für mindestens eine Stunde, je nach Aufwand des Beitrages oder Bedarf der Jugendlichen.

Da wir technisch noch nicht mit portablen Geräten ausgestattet waren haben wir uns drei Tablets für das Projekt angeschafft. Diese werden sowohl in den Workshops, für verschiedene Methoden, als auch in der „Instagram-Gruppe“ genutzt, um Instagram zu bedienen und weitere Apps wie z.B. Canva auszuprobieren. Zusätzlich zu den Tablets wollte die „Instagram-Gruppe“ noch eine Kompaktkamera haben, um selbstständig eigene Fotos im Alltag festzuhalten.

Was hat gut funktioniert? Was nicht?

Zu Schwierigkeiten kam es immer wieder wegen der vorherrschenden Pandemie, dadurch kam es zu Personalengpässen oder Quarantäne unter den Bewohnerinnen. Diese Abwandlungen vom normalen Ablauf haben uns gezwungen einige Änderungen in Terminen und Zusammensetzungen der Gruppen zu machen. Es hat zwar alles stattgefunden, allerdings eben oft anders und teilweise später als ursprünglich geplant. Zusätzlich haben wir uns mehr Interesse an dem Projekt erhofft. Zu Beginn war unsere Überlegung, dass die Jugendlichen sich in der „Instagram-Gruppe“ zu zweit oder dritt zusammensetzen und gemeinsam einen Beitrag erarbeiten. Durch eine Gruppengröße von insgesamt drei Personen ist diese Möglichkeit weggefallen. Nun war es so, dass die Jugendlichen oftmals alleine einen Beitrag anfertigten. Dadurch kam es zu längeren Bearbeitungszeiten, da die Jugendlichen zusätzlich zur Gruppe noch weitere obligatorische Termine haben, z.B. Therapietermine, Therapiegruppe und Schule/Ausbildung/FSJ. Grundsätzlich darf man nicht außer Acht lassen, dass die Therapie bei TheraTeam, Kooperationspartner bei denen Ernährungs- und Psychotherapie stattfindet, einen großen Zeitwert einnimmt und durch die psychische Verfassung teilweise die Kapazitäten und Kräfte für mehr „Projekte“ fehlt.

Dennoch haben die Teilnehmerinnen der „Instagram-Gruppe“ sehr gute Ideen gehabt welche Themen sie teilen wollen und wie sie diese bildlich darstellen wollen. Während der Workshops konnten wir auch feststellen, dass die Jugendlichen sich aktiv beteiligten und es kam immer wieder zu einem regen Austausch von dem die Gruppe profitieren konnte.

Veröffentlichungen:

Das Kickoff Radiofeature mit dem Titel „Das perfekte Ich“ mit der Redakteurin des DLF Kultur ist unter: https://www.deutschlandfunkkultur.de/das-perfekte-ich-feature-dlf-kultur-1751910c-100.html zu finden. Der entstandene Projektkanal ist hier zu finden: https://www.instagram.com/leben.bei.anad/. Auf der offiziellen ANAD Homepage wird auch auf das Projekt hingewiesen, siehe https://www.anad.de/ ; https://www.anad.de/komm-und-folgt-uns.mp4. Sowie auf der Facebook Seite (https://www.facebook.com/ANAD.muc), der Instagramseite (https://www.instagram.com/essstoerungen.anad/) und auf Youtube (https://www.youtube.com/watch?v=rY2cIDj_bMk).

Einen kleinen Überblick verschaffen wir euch gerne schon einmal (siehe Fotos), aber besucht uns gerne bei Instagram unter dem Accountnamen @leben.bei.anad  und lasst ein Abonnement da! Es werden noch viele weitere interessante Einblicke aus der WG folgen, also bleibt gespannt.

Wir möchte uns am Ende noch ganz herzlich bei dem Stadtjugendamt der Landeshauptstadt München sowie dem Netzwerk INTERAKTIV bedanken, dass unser Projekt durch das Förderprogramm „natürlich digital“ finanziell unterstützt wurde. Durch die Unterstützung konnte ein tolles Projekt erschaffen werden, durch welches wir die Mädchen und jungen Frauen auch weiterhin nachhaltig medienpädagogisch in unserem Alltag begleiten können!