Exilfilme

Zielsetzung

Videos und Filme sind allgegenwärtig. Ob klassischer Film, Webserien auf YouTube, Medienkunst, Musikvideos oder kurze Videos auf Instagram oder TikTok, überall begegnet uns das bewegte Bild. Auf viele Weisen lassen sich damit persönliche, gesellschaftliche oder politische Themen sehr gut vermitteln.

Der Kurs „Exilfilme“ behandelt dieses Thema und richtet sich an Geflüchtete im Alter von 16-26 Jahren, die den Umgang mit dem Medium Film erlernen wollen.
Als Projekt für kulturellen Austausch beschäftigen wir uns dabei auch mit mehreren Fragen: Wie kann ich mich selbst ausdrücken? Wie kann man Vorurteile abbauen oder sogar Diskriminierung oder Fremdenfeindlichkeit entgegenwirken? Welche Mittel im Bereich Bild und Ton werden verwendet, um das Publikum auf emotionaler Ebene zu berühren? Können diese Mittel auch zur Manipulation eingesetzt werden?

Im Rahmen des Kurses erlernen die Jugendlichen sowohl die Theorie als auch die Praxis des Filmemachens. Alle Bereiche von der anfänglichen Idee bis zum Filmschnitt sollen dabei abgedeckt werden, damit sie am Ende in der Lage sind eigene filmische Arbeiten zu produzieren.

Inerview-Übung im PIXEL

Projektrahmen

Mit Hilfe der Reichweite von Kino Asyl und der Refugio Kunstwerkstatt konnten 9 interessierte Jugendliche mit Fluchterfahrung im Alter von 16-26 Jahren für das Projekt gewonnen werden.
Der Filmkurs fand in der Regel wöchentlich sonntags und in Ferien teilweise auch an mehreren Tagen in der Woche statt.
Als Räumlichkeiten für die Treffen standen das PIXEL, das PIXEL² und die Refugio Kunstwerkstatt zur Verfügung.
Für den praktischen Teil wurde dabei Filmausrüstung bestehend aus Kamera, unterschiedlicher Ton- und Lichtausrüstung (Funkmikrofone, Tonangel, Filmlicht in unterschiedlichen Größen mit Softboxen und RGB-Panels) sowie die kostenlose Videoschnittsoftware DaVinci Resolve verwendet.

Kamera-Übung in der Refugio Kunstwerkstatt

Projektverlauf

Der Filmkurs erstreckte sich über mehrere Monate, wodurch es möglich war viele Themen sehr intensiv zu behandeln. Da ein großer Teil des Kurses aus Theorie besteht, wurden zwischendurch immer wieder praktische Übungen zur Auflockerung gemacht. Neben den regelmäßigen Treffen gab es auch Hausaufgaben, die dann gemeinsam besprochen wurden.

Folgende Themen wurden im Rahmen des Kurses behandelt:

1. Grundlagen der Filmtechnik: Wie wird aus einzelnen Bildern eigentlich ein Film? Zur Veranschaulichung, dass Bewegtbild eigentlich nicht wirklich bewegt ist, wurden Beispiele aus dem Stop-Motion-Bereich gezeigt und Übungen mit der App Stop Motion Studio gemacht.
2. Möglichkeiten im Filmbereich: Welches ist das Mittel der Wahl? Gemeinsam wurden unterschiedliche filmische Medien betrachtet und deren Eigenheiten ausgewertet. Das beinhaltete auch das Zeigen von eher ungewöhnlichen Arten mit Film umzugehen, um die Jugendlichen zu inspirieren und verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen.
3. Filmanalyse: Auf welche Art und Weise kann man einen Film drehen und wie kann man die gewünschte Wirkung beim Publikum erzeugen? Dazu wurden Beispiele aus verschiedenen Filmen verglichen und analysiert. Es spielten dabei auch die Wirkung durch den Einsatz von Bildern, Perspektiven, Musik und Sound Design eine Rolle.
4. Interviews: Wie dreht man ein typisches Interview? Gemeinsam wurde der Raum für eine Interview-Situation hergerichtet und ausgeleuchtet und unter Einsatz von Filmtechnik geübt.
5. Tontechnik: Wie verwendet man Mikrofone richtig? Wie klingen Ansteckmikrofone, Mikrofone mit Richtwirkung und das Kameramikrofon im Vergleich?
6. Kameratechnik: Was gilt es bei der Einstellung einer Kamera zu beachten? Was sind die Unterschiede zur Fotografie? Dazu wurden die wichtigsten Einstellungen erklärt und mit mehreren Kameras in der Gruppe geübt.
7. Lichttechnik: Welche Wirkung kann man mit Licht erzeugen? Welche Tricks gibt es, um auch mit normalen Lampen filmisches Licht zu setzen?
8. Drehbuch: Wie entwickelt man eine Geschichte? Was gilt es bei der Dramaturgie zu beachten?
9. Praktische Umsetzung: Gemeinsamer Dreh und Schnitt eines eigenen Films.

Ergebnisse der Filmlicht-Übung

Kritische Einschätzung

Trotz der Länge des intensiven Filmkurses und der großen Menge an Theorie haben die Jugendlichen aufmerksam und gut mitgearbeitet und auch Interesse gezeigt außerhalb des Kurses an eigenen Filmprojekten arbeiten zu wollen. Allerdings war es für mehrere Teilnehmer nicht möglich an jedem Tag dabei zu sein, weshalb es nötig war wichtige Themen noch einmal kurz zu wiederholen.
Aus dem gleichen Grund kam es auch bei der eigenen geplanten Filmproduktion zu Verzögerungen, da der Filmdreh von vielen Umständen (z.B. Personen und Locations) abhängig ist.
Geplant ist es den gemeinsamen Film in den nächsten Monaten fertigzustellen und evtl. auf dem nächsten „Kino Asyl“ Festival zu präsentieren.