ICH SEH’ ETWAS, WAS DU NICHT SIEHST.

Junge Münchner*innen mit und ohne Behinderung zeigen ihren Blick auf die Stadt München: Wo treffe ich Freund*innen? Wo gehe ich zur Arbeit? Welche Orte sind für mich besonders?

In einem inklusiven Filmworkshop entstanden kurzweilige, dokumentarische Videos an den Lieblingsorten und Arbeitsplätzen der Filmemacher*innen. Sie geben Einblicke und Interviews unter anderem in den Münchner Kammerspielen und den Südbayerischen Wohn- und Werkstätten. Seit Februar sind die Videos auf dem Instagram-Kanal von DOK.education zu sehen, und hier auch auf unserem Vimeo-Kanal.

Im Rahmen des DOK.fest München im Mai 2024, präsentiert der Nachwuchs das Dokumentarfilmprojekt in einer Ausstellung in der Münchner Stadtbibliothek. Am Eröffnungstag sind die Filmemacher*innen für ein Gespräch vor Ort und laden das Publikum ein, Teil der interaktiven Ausstellung zu werden.

Wer ist DOK.education?

Unterwegs zum Drehort mit dem Film-Equipment von DOK.education

DOK.education, das Bildungsprogramm des DOK.fest München versteht sich als Schule des Sehens, die Filmbildung, Medienkompetenz und kulturelle Bildung vereint. Der Dokumentarfilm, als non-fiktionales Genre, erzählt wirkliche Geschichten in gestalteten Bildern. Er bietet vielfältige Ansatzpunkte, um ein Verständnis für die Lesbarkeit von künstlerischen Filmerzählungen sowie die verschiedenen filmsprachlichen Ebenen von Wahrheit und Wirklichkeit zu vermitteln. Er kann rezeptiv anregen und dazu motivieren, selbst zu handeln. Mit einem ganzjährigen Bildungsprogramm umfasst DOK.education Angebote für Schulklassen und Lehrkräfte sowie freie Workshops und medienpädagogische Projekte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Die Zielsetzungen unseres inklusiven Modelprojektes

Ziel des Workshops war es, Jugendliche mit und ohne Behinderung spielerisch und niederschwellig mit dem Filmemachen und dokumentarischen Erzählen vertraut zu machen, um sich kreativ und selbstbestimmt mit dem Stadtraum auseinanderzusetzen: Mit selbst gewählten Drehorten, eigenen Interview-Fragen, hinter und auch vor der Kamera. Die Teilnehmenden unterstützten sich gegenseitig beim Filmen, lernten voneinander und bekamen ein Verständnis für ihre unterschiedlichsten Fähigkeiten und Stärken. Auch ein Ziel war es, Spaß am Ausprobieren zu haben und die in der Gruppe erarbeiteten Ergebnisse auf einer öffentlichen Bühne zu sehen: In einem Instagram takeover und im Rahmen einer Ausstellung beim DOK.fest München.

Wie verlief das Projekt?

An drei Workshop-Tagen lernten die Jugendlichen praktisch und theoretisch mit der Kamera umzugehen: Bildgestaltung, Kameraführung, Interviews vor der Kamera zu führen und schließlich, wie man Filme mit dem Schnittprogramm Cap cut schneidet. Am ersten Tag lernten wir uns spielerisch kennen und jede Person stellte sich mit seinen/ihren Interessen vor. So wurden vier Lieblingsorte bzw. Arbeitsplätze der Filmemacherinnen als Drehorte ausgesucht, die sie persönlich vorgestellten: In kleinen Filmteams, begleitet von pädagogisch geschulten Filmexpertinnen, entstand eine menge Videomaterial mit beobachtenden Bildern und Interviews. Zurück am Workshop-Ort Kult9, wurden aus dem Filmmaterial kurze Clips geschnitten und auf der großen Leinwand präsentiert. Mit den Teilnehmenden blieben wir nach dem Workshop im engen Austausch, für nachfolgende Filmdrehs und sie übernahmen mit den Filmen als Collab-Partner*innen den Instagram-Kanal von DOK.education. Auch die Ausstellungseröffnung im Mai werden wir gemeinsam gestalten.

Raum, Zeit und Technik – was braucht es?

Für den Workshop benötigten wir einen gut zugänglichen, großen, zentralen Ort mit der Möglichkeit, praktische Filmübungen zu machen, Infos auf der Leinwand zu vermitteln aber auch zu Essen und sich zurück zuziehen, wenn es jemanden zu viel wird. Der ideale Ort und Kooperationspartner war hierfür die OBA – die offene Behindertenarbeit im Loehehaus, Blutenburgstraße 1. Dort trafen wir uns an drei Tagen in den Herbstferien von 9.00 bis 15.00 Uhr. Da es sich um einen Filmworkshop handelte und auch echte Filme entstehen sollten, nutzen wir einen iPad-Koffer und Ansteckmikros aus dem Pi sowie aus unserem eigenen DOK.education-Bestand. Stative, diverse Adapter für den Beamer und eine große Musikbox. Selbstverständlich auch unsere Laptops und für die Fotodokumentation unsere eigenen Handys. Die Vor- und Nachbereitungszeit des Workshops umfasst ca. 2 Wochen. Nach dem Workshop wurden die finalen Videos geschnitten (Feinschnitt) und der Instagram-takeover betreut. Dieser fand vom 05. bis 26. Februar 2024 statt. Zum Schneiden der Videos nutzten wir das Schnittprogramm Cap cut.

Wer war am Workshop beteiligt?

Es nahmen neun Personen mit und ohne Behinderung zwischen 12 und 33 Jahren teil, wobei das sog. „Spielalter“ (Kommt vom Theater) der 20–30-jährigen Teilnehmenden mit Behinderung dem Alter der 15-Jährigen entsprachen. Begleitet wurden sie von sechs Sonder- und Medienpädagoginnen. Einige der Teilnehmenden benötigten eine 1 zu 1 Betreuung, weshalb wir zu unserem medienpädagogischen Team eine ausgebildete Sonderpädagogin und zwei FSJ-lerinnen der OBA mit einbanden.

Das Workshop-Team

Öffentlichkeitsarbeit und Projektpräsentation

Mit dem Filmmaterial aus dem Workshop entstanden zehn kurzweilige Filmclips mit Untertiteln, im Hochformat. Diese wurden in einem takeover des DOK.education Instagram-Kanals im 3-Tages-Rythmus veröffentlicht. Durch das taggen und kollaborieren mit den Filmemacher*innen sowie den Kooperationsorten, erreichten die „Reels“ bis zu 11.000 Personen. Die Videos sind auch auf unserem Vimeo-Kanal öffentlich. Im Mai 2024 wird das Projekt in einer interaktiven Ausstellung in der Münchner Stadtbibliothek gezeigt. Die Filmemacher*innen gestalten die Ausstellungseröffnung am 04. Mai aktiv mit: Es gibt ein Podiumsgespräch und kleine Interview-Aktionen mit dem Publikum. Auf das Projekt weisen die Webseiten des DOK.fest München und Partner, unsere Printmittel (Workshop-, Ausstellungs- und Programm-Flyer) sowie das Fahrgast TV der Münchner S-Bahnen hin.

Dokumentarische Instagram-Reels aus dem Projekt „Ich seh’ etwas, was du nicht siehst.“

Webseite zum Workshop
Webseite zur Ausstellung
Instagram-Kanal von DOK.education
10 Projektfilme auf dem DOK.education Vimeo-Kanal

Kritische Einschätzung – Unser Fazit

Es gab durchweg begeisterte Rückmeldung der Eltern und Teilnehmenden mit und ohne Behinderung sowie von den Drehorten und Kooperationspartnern. Die Nachfrage nach mehr inklusiven Angeboten bzw. Angeboten für Menschen mit Behinderung im Bereich Film ist sehr groß. Die Ergebnisse dieses Modellprojekts medial breit zu bewerben, fühlt sich fast unfair an, denn es gibt Organisationen die seit Jahrzehnten tolle Angebote für Menschen mit Behinderung schaffen. Im Bereich der Filmbildung müssen und wollen wir künftig alle Menschen mit einbeziehen und fördern. Die mediale Aufmerksamkeit für DOK.education ist da zweitrangig. Wichtiger ist, dass das Projekt, welches Dank der Förderung umgesetzt werden konnte, als Startschuss gesehen wird, um eine ganzheitliche Förderung zu beantragen und ein Konzept für regelmäßige Angebote zu entwickeln – und Diese umzusetzen.

Wie toll!!! Dennis ist mega gerne dabei.

Mutter von Workshop-Teilnehmer Dennis

Wir haben inzwischen über Freunde die Videos auf Insta gesehen und Elisa ist mächtig stolz! Sie wird sehr gern am 4. Mai dabei sein und kommt mit dem Papa. Gerne gebe ich die Infos zur Veranstaltung an unser Netzwerk weiter.

Mutter von Workshop-Teilnehmerin Elisa

… ich bedanke mich und bin begeistert von den Videos! Wirklich ein großartiges Projekt!

Medienbeauftragte der SWW – Südbayerische Wohn- und Werkstätten

Ich wollte Ihnen ein kurzes Dankeschön zukommen lassen, dass heute alles so gut und zuverlässig geklappt hat. Die Gruppe war super sympathisch und hat so ruhig gearbeitet, wir haben gar nicht mitbekommen, dass etwas Besonderes im Haus stattfindet. Noch gute Drehtage und viel Spaß und Erfolg bei diesem sehr schönen Projekt!

Birgit Donhauser, Stadtbibliothek Neuhausen
Lachen und Tränen beim Abschied