Echt Fake!? Mockumentary-Filmworkshop für Kinder und Jugendliche

Echt Fake!? Mockumentary-Filmworkshop für Kinder und Jugendliche

Was ist echt, was ist Fake? In einem viertägigen Ferienworkshop loteten wir gemeinsam mit den Teilnehmenden die Grenzen zwischen Fiktion und Realität in medialen Inhalten aus. Fokus war dabei die spielerische Mischform von Mockumentaries. Innerhalb der vier Workshoptagen erstellte die Gruppe selbst einen Kurzfilm, der bei einer abschließenden Premiere im Kellerkino des Pixel2 vorgestellt wurde.

Was ist eigentlich ein Mockumentary?

Ein Mockumentary ist eigentlich ein Spielfilm, weil die Geschichte erfunden, also „gespielt“ ist, er sieht jedoch aus wie ein Dokumentarfilm. Denn damit alles echt wirkt, werden die Stilmittel des Dokumentarfilms eingesetzt. Zum Beispiel kann ein irreführender Off-Kommentar über den Szenen liegen, die Kamera wackelt wie bei einer Reportage, oder es werden Expert*innen interviewt, die eigentlich gar keine sind. Während „Documentaries“ schwerpunktmäßig Wissen vermitteln und den Horizont des Publikums erweitern wollen, möchten „Mockumentaries“ vor allem unterhalten, oft auf eine lustige Weise.

Zielsetzung

Ziel des Workshops ist eine Förderung der Medienkompetenz der Teilnehmenden, indem sie filmische Stilmittel reflektieren bzw. Dokumentarisches und Fiktives unterscheiden sowie manipulatives Potential erkennen lernen. Die Jugendlichen wählen im Rahmen des Mockumentary-Spielfelds die inhaltlichen Themen, die sie beschäftigen. Die Workshop-Leiterinnen geben Impulse, machen aber keine Vorgaben. Bei der praktischen Realisierung eines Kurzfilms werden Mittel des filmischen Erzählens erprobt, von der Stoffentwicklung über den Dreh bis zur Postproduktion. Diese können in Zukunft von den Teilnehmenden selbst angewendet werden. Und nicht zuletzt geht es um eine positive Gruppenerfahrung, denn Film ist Teamwork. Ein gutes Ergebnis lässt sich in der kurzen Zeit nur erzielen, wenn alle an einem Strang ziehen.

Veranstaltungs- und Drehorte

Als Workshop-Raum stand das Pixel2  zur Verfügung. Drehen durften wir außerdem in den Räumen des JIZ und in den Höfen des Münchner Stadtmuseums.

Ausrüstung

  • iPads als Kamera und iMovie (für die Übungen jeweils ein Gerät zu zweit)
  • iMovie-Schnittplatz für die Endfertigung
  • Beamer und Leinwand für die Premiere

Teilnehmer*innen

Der Workshop hatte insgesamt 10 Teilnehmer*innen zwischen 11 und 14 Jahren. Die Teilnehmenden hatten keine bis wenige Vorkenntnisse zur Produktion von Filmen und kannten vorher keine Mockumentaries.

Besonders gefreut hat uns das große Interesse – wir hatten doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze! Dies ist insofern bemerkenswert, dass es sich um einen mehrtägigen Workshop in der Ferienzeit handelte und die Anmeldung nur für einzelne Tage nicht möglich war. Die Teilnehmenden wurden über die Kanäle des Kooperationspartners Dok.education und die Auslage von Flyern an verschiedenen Orten der Stadt angesprochen.

Ablauf

Der Workshop erstreckte sich über vier Ferientage und fand jeweils von 10:00 bis 17:00 statt (inkl. einer Stunde Mittagspause). Es entstand ein 7-minütiger Kurzfilm in der Gruppe.

​Tag 1 – Einführung: Nach der Vorstellungsrunde gab es erste Übungen an den iPads, die in das Workshopthema ECHT FAKE!? einführten. Bei einem interaktiven Ratespiel konnten Filmclips entweder „Documentary“ oder „Mockumentary“ zugeordnet werden, die Entscheidungen wurden in der Gruppe diskutiert. Danach vertonten die Teilnehmer*innen kurze stumme Filmausschnitte mit Kommentartext oder Soundeffekten – so entstanden verschiedene kreative Interpretationen, die die Möglichkeiten der Veränderung von Bildinhalten durch die Audiobearbeitung verdeutlichten. Am Nachmittag besichtigten alle gemeinsam potentielle Drehorte und entwickelten Figuren. Vor Ort wurden erste Szenen improvisiert und Ideen gesponnen.
Tag 2 – Pre-Production: Die Gruppe einigte sich auf eine Filmidee. Diese wurde zuerst in groben Handlungsschritten festgehalten („geplottet“), dann (nach einer kurzen Einführung in die Formatierung) das eigene Drehbuch, in Kleingruppen aufgeteilt, verfasst, teils handschriftlich und teils an den iPads. Danach zeigten wir den Teilnehmenden die zur Verfügung stehende Filmtechnik, machten gemeinsam erste Probeaufnahmen und erstellten zusammen einen Drehplan.
Tag 3 – Drehtag: Zuerst besprachen wir die verschiedenen Einstellungsgrößen und alle konnten diese in einer Übung mit den iPads ausprobieren. Zuvor besprochene dokumentarische Filmstilmittel wie eine bewegte Reportage-Kamera oder gesetzte Interviews konnten nun in der Praxis auf ihre Wirkung getestet werden. Die Teilnehmenden lernten die verschiedenen Aufgaben und Bereiche einer Filmproduktion kennen und übernahmen beim Dreh des Kurzfilms abwechselnd Positionen vor und hinter der Kamera. 
Tag 4 – Postproduktion: Nach einer Einführung in das Schnittprogramm iMovie erfolgte der Schnitt des Films (abschnittsweise in Kleingruppen). Die einzelne Szenen wurden auf den iPads geschnitten und auf dem Schnittrechner zusammengesetzt. Außerdem konnten sich interessierte Teilnehmende an Tongestaltung und Farbkorrektur beteiligen. Die Premierenfeier wurde mit Postern, Dekoration und selbst gestalteten Eintrittskarten vorbereitet. Pünktlich um 16:00 konnte der fertige Film im Pixel-Kino vor eingeladenen Gästen aus dem Familienkreis vorgeführt werden und erntete viel Applaus.

Fazit

Einen siebenminütigen Kurzfilm bei dieser Gruppengröße innerhalb von vier Tagen zu realisieren, ist ein sportliches Unterfangen, aber wir alle, sowohl die Teilnehmenden als auch die Workshopleitung, konnten so in kurzer Zeit viel voneinander lernen! Das Ziel, den Film am Freitag vor Publikum vorzuführen, spornte alle an, und das Team wuchs schnell zusammen. Das war besonders erfreulich, da einige Teilnehmende zuvor niemanden aus der Gruppe kannten.

Wie sich herausstellte, kannten die Teilnehmenden den Begriff Mockumentary zunächst nicht. Durch das Ratespiel und die gezeigten Filmausschnitte erarbeiteten sie sich jedoch schnell, worum es ging und konnten ihre Seherfahrungen mit fiktionalen und non-fiktionalen Inhalten reflektierend einfließen lassen. Die gesammelten Merkmale hielten wir an einer Pinnwand fest. Auch der Begriff „Fake-News“ kam in den Gesprächen auf, und es wurde aus der Gruppe heraus darauf verwiesen, wie wichtig es ist, Quellen und Absichten von Inhalten zu hinterfragen. Hier bestätigte sich, wie nah das Workshopthema ECHT FAKE!? an Alltagserfahrungen der Kinder und Jugendlichen mit medialen Inhalten liegt, und wie wichtig es ist, das dazu nötige Vokabular zu besprechen.

Die Filmideen bei der Drehbuchentwicklung kamen zunächst aus den ihnen bekannten Genres (Fantasy, Action, Komödie…) – doch eine in der Gruppe entstandene Idee überzeugte bei ersten improvisierten Schauspielübungen schließlich alle. Die inhaltliche Grundidee von falschen Feueralarmen in einer Schule inspirierte die Teilnehmenden dazu, weitere Ideen zu entwickeln und Erfahrungen aus dem eigenen Alltag in den Stoff mit einfließen zu lassen. Es zeigte sich, dass die zuvor gemeinsam erarbeiteten Merkmale von Mockumentaries einen Eindruck hinterlassen hatten.

Der Umgang mit Technik und Geräten erwies sich als unproblematisch, da wir uns im Vorfeld für eine besonders leicht zu bedienende Ausrüstung entschieden hatten. Je nach Vorerfahrung wurde das Arbeiten am iPad mit „alter Hut“ oder „was ganz Neues“ kommentiert – die Gruppe war hier (unabhängig vom Alter) sehr heterogen.

Während der Workshop die Merkmale fiktionalen und non-fiktionalen Erzählens erfolgreich vermitteln konnte, waren die Prinzipien der filmischen Auflösung und Regeln des Schnitts in der kurzen Zeit nur bedingt zu erklären. Dadurch, dass wir als Workshopleitung zu zweit waren, konnten wir auf interessierte Nachfragen jedoch gut eingehen. Alle Teilnehmenden waren in die Postproduktion eingebunden. Parallel wurde von ihnen mit viel Liebe zum Detail die Premierenfeier vorbereitet. Beim Screening waren alle begeistert und einverstanden mit der Veröffentlichung des Kurzfilms. Die Premiere des Films im Pixel-Kino vor Publikum und die anschließende kleine Feier waren für die Gruppe ein schönes, abschließendes Erlebnis. Alle Teilnehmenden bekamen eine Teilnahmeurkunde.

Kooperationspartner

Das Team von DOK.education unterstützte uns in Fragen der Durchführung, in der Öffentlichkeitsarbeit und bei der Bekanntmachung des Projektes.

Vielen Dank an alle Unterstützer*innen – siehe Credits im Filmabspann! 😉

Kontakt

Anna Schneider und Susanne Quester
ferienfilmworkshop@protonmail.com