Blogger-Schule für junge Flüchtlinge: Talentshow 2016/2017

Blogger-Schule für junge Flüchtlinge: Talentshow 2016/2017

„Wir wollen jungen Flüchtlingen eine Stimme geben – in München, in Deutschland und in aller Welt.“ Das ist unser Ziel. Die Blogger-Schule ist ein Projekt des Presseclubs. Hier berichten wir über die Talentshow 2016/2017.

Unsere Ziele

In der Blogger-Schule lernen junge Flüchtlinge alles, was zum Bloggen dazu gehört: Beiträge auf Deutsch schreiben, fotografieren und die Bilder bearbeiten, Videos drehen, schneiden und bei YouTube einstellen. Außerdem lernen sie, die Blogsoftware eigenständig zu bedienen.

Die Blogger-Schule für junge Flüchtlinge gibt es seit September 2015. Die meisten Teammitglieder bloggen in ihrer Freizeit selbst. In ihren Hauptberufen sind sie Journalisten, PR-Berater, Lektoren, Trainer, Lehrer, IT-Berater, Grafiker, Illustratoren, Fotografen und Video-Experten. Hinzu kommen unternehmerische, psychotherapeutische und juristische Beraterinnen und Berater.

Blogger-Workshops für junge Flüchtlinge: Talentshow

Projektziele

Viele junge Flüchtlinge haben Begabungen und Talente, doch nur wenige trauen sich damit auf die große „Bühne“. Die meisten besitzen ein Smartphone, das Videofilmen haben aber nur wenige ausprobiert. Kostenlose Apps, die sie in wenigen Minuten hochladen können, kennen sie nicht.

Unser Ziel war es, die Teilnehmer zu ermutigen, kurze Smartphone-Videos über die Talente ihrer Freunde zu drehen und mit Hilfe einer App zu schneiden, sie auf unserem YouTube-Kanal hochzuladen und erklärende Blogbeiträge auf unserem Schulblog zu schreiben.

Beschreibung des Projektverlaufs

Einige der Teilnehmer kannten wir schon von der 1. Workshop-Staffel. Dieses Mal kamen auch neue Teilnehmer hinzu: Ihnen erklärten wir kurz, was ein Blog – im Gegensatz zu einer Webseite – ist. Die „alten Hasen“ zeigten ihre bisherigen Blogbeiträge und erklärten den Unterschied zwischen Frontend und Backend.

Unser neues Angebot, Smartphone-Videos für unsere Talentshow zu machen, nahmen die Teilnehmer dankbar an – im Wissen, dass sie die Aufnahmen bei Nichtgefallen wiederholen können, und auch aus Neugier, welche Ergebnisse sich mit den eigenen Smartphones erzielen lassen.

Jedes Team bestand aus mindestens einem Kameramann und einer Person, die ihr Talent zeigte. Hinzu kamen meist mehrere Freunde oder Klassenkameraden, die die „Stars“ unterstützten.

Wir erklärten die 5-Shot-Regel und trugen unsere Planungen in eine kopierte Drehbuch-Vorlage ein. Danach filmten wir die Szenen, besprachen die Schnittfolge, setzten die Clips zum Video zusammen und ergänzten bei einigen Videos einen getippten Titel.

Bis zum nächsten Treffen legten die Trainer zu einigen Talenten zwei unterschiedlich geschnittene Videos vor, um mit den Teilnehmern über die Vor- und Nachteile diskutieren zu können.

Die Teilnehmer interviewten sich untereinander zu ihren Talenten. Im Backend füllten sie die vorgegebenen Textlücken in den von uns grob angelegten Blogbeiträgen und luden die Videos und Making-of-Fotos hoch.

Außerdem wurde an der Mittelschule je eine Workshop-Einheit mit Arbeitsblatt zum Thema „Wer bin ich im Internet?“ und „Was gibt es im realen Leben und im Internet?“ durchgeführt.

Das Arbeitsblatt „Wer bin ich im Internet?“ füllt jeder für sich aus. In der Mitte steht in einem Oval das fettgedruckte Wort ICH, davon gehen nach außen 10 Pfeile ab. Die Schüler überlegen, was sie im Internet über sich erzählt haben:

  • Wo habe ich meinen echten Namen genannt?
  • Können andere Leute herausfinden, aus welchem Land ich komme?
  • Was kann man auf den Fotos und Videos über mich erfahren, die ich gepostet habe?

Je länger die Schüler nachdenken, auf welchen Social Media Kanälen sie etwas von sich zeigen, desto mehr füllen sich die Arbeitsblätter.

Wir teilen ein Arbeitsblatt „Was gibt es im realen Leben und im Internet?“ aus und sprechen mit den Schüler darüber, was es alles im wahren Leben gibt. Die Liste wird immer länger. Alle tragen in das obere Feld Worte ein, die ihnen gerade einfallen: Stadt, Sport, Schule, Essen, Freunde… Bahn, Autos, Skateboard, Fahrrad… Pflanzen, Bäume, Häuser… In das untere Feld tragen die Schüler Worte ein, die mit dem Internet zu tun haben. Denn auch das Web ist eine eigene Welt, in der aber andere Dinge passieren als in der realen Welt. Dazu fallen uns diese Begriffe ein: Videos, Foto, App… Soziale Netzwerke, Whatsapp… Blogs, Webseiten.

Standort über GPS erkennen: Ehrlich gesagt kamen wir erst während der Diskussion auf die Idee, dass übers Handy sogar Daten über unseren jeweiligen Standort produziert werden. Denn sowie wir die GPS-App nutzen, können Google und andere Internet-Dienste diese Daten mitlesen und möglicherweise für eigene Zwecke auswerten.

Die Macht der Daten im Internet: Als alle Antworten beisammen waren, stellten wir erstaunt fest, wieviel die Schüler über sich im Internet preisgeben. Ein Mädchen erzählte uns, dass sie nachträglich einiges über sich wieder gelöscht hat. Wir fragten uns aber, ob die Daten dann wirklich komplett aus dem Internet verschwunden sind. Oder sind sie weiterhin vorhanden, aber nur nicht mehr für jeden sichtbar?

„Das Internet vergisst nichts!“ – zu diesem Ergebnis kamen wir am Ende unserer Diskussion. Daher sollten wir uns genau überlegen, welche Spuren wir im Web hinterlassen wollen. Denn selbst wenn wir nicht mehr in der realen Welt leben, existieren wir in der virtuellen Welt immer noch weiter. Wir wiesen auf den Film „Die Macht der Daten“ aus der ARD-Mediathek hin.

Bedarf an Raum, Zeit und Technik

Wir haben die Computerräume der Mittelschule und der Wohneinrichtung genutzt. Außerdem nutzten die Teilnehmer ihre eigenen Smartphones, für alle Fälle hatten wir unsere eigenen Geräte dabei.

Beteiligte

In der Mittelschule machten 2 Mädchen und 4 Jungen mit. Ein Lehrer begleitete uns. Die Direktorin schaute jedes Mal kurz vorbei, um uns zu begrüßen.

In der Wohneinrichtung nahmen insgesamt 10 Jungs teil. Hinzu kam eine junge Frau, die extra für „ihre“ Talentshow zu Besuch kam. Begleitet wurden wir von den Bezugsbetreuern, die Leiterin stellte sich als Modell für die Hennamalerin zur Verfügung.

Produkte und Veröffentlichung

Insgesamt veröffentlichten wir unter http://blogger-schule.de/kategorie/talentshow/ 9 Blogbeiträge zu den Talenten der Teilnehmer und 3 Blogbeiträge zu den Inhalten der Talentshow.

Hinzu kam ein erklärender Projektbericht in der Kategorie „Info“ mit Hinweisen auf interaktiv und Stadtjugendamt: http://blogger-schule.de/foerderung-stadtjugendamt-muenchen-2016/

Auf unserem YouTube-Kanal „Blogger-Schule“ veröffentlichten wir 11 Smartphone-Videos: https://www.youtube.com/channel/UCPgM9uB2s8cRG1WWtIdAIkA

Kritische Einschätzung

Wir waren erstaunt, welche tollen Talente die jungen Flüchtlinge haben. Sie freuten sich, ihr Können vor der Kamera zu zeigen. Die Kameraleute waren stolz auf ihre Ergebnisse, aber auch selbstkritisch genug, um Verbesserungsvorschläge für den nächsten Versuch zu machen.

Wir haben uns etwas verschätzt, wie lange wir für die Videos brauchen. Daher war die Zeit zu knapp, auch den „Neuen“ die Blogtechnik von Grund auf zu erklären. Deshalb legten wir die Blogbeiträge selbst schon mal grob an. Unsere eigenen Making-of-Fotos luden wir in die Mediathek hoch, um das Hochladen in den Blog zu beschleunigen.

Nur ein Junge und ein Mädchen, die schon in der 1. Workshop-Staffel dabei waren, schafften es mit unserer Unterstützung, ihre Videos auf unseren YouTube-Kanal hochzuladen. Bei den „Neuen“ mussten wir stark einhelfen, aber auch sie hatten dann ihre kleinen Erfolgserlebnisse.

Wir freuen uns über das mutige Auftreten der jungen Flüchtlinge und über unsere Video-Ergebnisse. Die Jungen und Mädchen hatten bereits Ideen für weitere Talente und Videos. Besonders freut uns  das positive Feedback, das wir sowohl aus der Wohneinrichtung als auch von der Mittelschule erhalten haben.