Lebenswelten von Jugendlichen – früher und heute

Darstellung der Einrichtung

dooro e.V. – Verein für inklusive Medien- und Kulturpädagogik ist ein 2015 gegründeter Verein mit dem Ziel den Mehrwert von mobilen Endgeräten im Alltag – hauptsächlich Tablets – für benachteiligte Gruppen der Gesellschaft zu erschließen.

Dazu zählen Senior_innen, Menschen mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Kontexten, Kinder und Jugendliche, sowohl im Schulkontext, wie auch bei der Berufswahl, ebenso deren Eltern und Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen.

Projektziele

Vorrangiges Ziel des Projekts ist eine positive Veränderung der Einstellung von Jugendlichen älteren Menschen gegenüber und umgekehrt. Gespräche zwischen den Generationen sollten angeregt werden. Das Projekt war als strukturierter, intergenerationeller Gruppenkontakt geplant und wurde Tablets in der Form des digital storytelling (adobe voice) umgesetzt.

Weitere Zielsetzungen waren:

1. Erwerb von Medienkompetenz. Der kreative und produktve Einsatz mobiler Endgeräte und die zielorientierte Verwendung der passenden Applikationen bringt eine transferierbare Kompetenz mit sich und zeigt auf praktische Weise, wie die Geräte, die Jugendliche heutzutage selbstverständlich nutzen, auch anderen Kontexten einsetzbar sind. Die natürliche Neugier und Kreativität der Jugendlichen wird so in produktive Bahnen gelenkt, der Medienkompetenzerwerb geschieht „ganz nebenbei“ und ohne erhobenen Zeigefinger.

2. Wissenserwerb. Durch das narrative Interview erfolgt ein Austausch von Wissen, welcher dazu führt, dass die beteiligten Menschen ihre Vorurteile der anderen Gruppe gegenüber abbauen.

3. Verhaltensänderung. Um Widersprüche zwischen Stereotype und Erleben aufzulösen ist es erforderlich, die eigenen Vorurteile und negativen Einstellungen zu revidieren. Dies wird durch den persönlichen Kontakt zwischen verschiedenen Gruppen erreicht.

4. Aufbau affektiver Bindungen. Wiederholter Kontakt unter förderlichen Bedingungen (gemeinsames Projektziel) steigert Empathie und Vertrauen.

Projektverlauf

Von Oktober 2015 bis März 2016 fanden dazu mehrere Termine mit Jugendlichen und älteren Menschen statt. Obwohl sich drei Schulen (2 Realschule, 1 Gymnasium) in den Vorgesprächen offen für das Projekt zeigten, war es nicht möglich, das Projekt im Rahmen des Unterrichts zu platzieren. Da das Projekt allerdings ebenfalls auf großes Interesse bei den Eltern stieß, konnte es mit Eltern, Großeltern und Jugendlichen der RS an der Blutenburg umgesetzt werden.

Die Jugendlichen lernten den Umgang mit Adobe Voice zur Durchführung der Interviews und zeigten den Erwachsenen die Bedienung der App. Die Erwachsenen waren sehr offen und bereit über ihre Erlebnisse und Erfahrungen als Jugendliche zu berichten. Daraus ergaben sich bei den Interviewterminen häufig ausgiebige Gespräche. Was schließlich in den Interviews an Antworten zu hören ist, ist häufig nur ein kleiner Auszug, da vorgegeben war, dass die Interviews nicht länger als fünf Minuten dauern durften.

Es nahmen 19 Schüler_innen im Alter von 12 – 15 Jahren an dem Projekt teil. Das Alter der Erwachsenen lag zwischen 47 und 81 Jahren. Die Interviews wurden in Gruppen von 2-3 Jugendlichen mit einem Erwachsenen in deren Wohnung durchgeführt. Es war jeweils eine medienpädagogische Unterstützungskraft mit vor Ort.

Ein Interview wurde leider zum Teil bei der Nachbearbeitung gelöscht, zwei Jugendliche waren im Nachhinein mit der Veröffentlichung ihrer erstellten Videos nicht einverstanden. Fünf Interviews sind auf dem youtube-Kanal von dooro e.V. veröffentlicht. Es gab somit 8 Gruppen. Jeder Gruppe stand ein iPad zur Verfügung. Die Schüler_innen wurden am Anfang mit der Bedienung der Tablets und der App geschult.

Kritische Einschätzung

Das Ziel, Jugendliche mit (älteren) Erwachsenen ins Gespräch zu bringen, hat gut funktioniert. Die unterschiedlichen Lebenswelten Jugendlicher von früher und heute wurden diskutiert.

Ursprünglich war geplant, statt Icons Fotos in den Interviews zu verwenden. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Erwachsenen häufig keine entsprechenden Fotos aus ihrer Vergangenheit besaßen. Somit einigten sich die Jugendlichen mit den Erwachsenen darauf, ausschließlich Icons in den Interviews zu verwenden.

Die Jugendlichen lernten das Tablet produktiv einzusetzen und erwarben damit Medienkompetenz. Sie lernten etwas über die Vergangenheit und betrachten vor allem ältere Erwachsene nun anders, da sie erfahren haben, wie unterschiedlich diese aufgewachsen sind. Zur großen Freude der Jugendlichen äußerten mehrere Erwachsene, wie wenig Freude sie früher an der Schule hatten.