Soundbilder - wenn Bilder tanzen lernen

Soundbilder – wenn Bilder tanzen lernen

Von Annette Hartmann und Anja Gebauer

Gemeinsam kreative Videos, Clips und Animationen erstellen und diese live zu Musik mischen – darum ging es im Projekt „Soundbilder“. So lernten die Kinder und Jugendlichen die Arbeitsweisen und Methoden eines VJs (Visual Jockeys) kennen. VJs bedienen sich der bewegten Bilder, um sie intuitiv zu Sound und Musik einzusetzen. Diese Ausdrucksform wurde im Projekt „Soundbilder“ aktiv und künstlerisch zu Nutze gemacht.

Das Projekt fand an drei Projekttagen mit Kindern und Jugendlichen statt. Die Räume der Arche (Christliches Kinder- und Jugendwerk e.V.) boten den passenden Rahmen eines offenen Programms für Teilnehmende zwischen acht und sechzehn Jahren. Hard- und Software wie Tablets, VJ-Software oder Greenscreen sowie künstlerische Utensilien wie Papiere, Stifte oder Collagematerialien wurden von der PA/SPIELkultur e.V. gestellt. So konnten die Kinder und Jugendlichen im Crossover zwischen Digital und Analog arbeiten. Am Nachmittag waren vorwiegend die Jüngeren anwesend – die Zielgruppe verlagerte sich gegen Abend auf Jugendliche. Hierbei gab es keine verpflichtende Anwesenheit hinsichtlich bestimmter Zeiten, die Teilnehmenden waren in der Anwesenheit frei. Demnach war der grobe Projektablauf an allen Tagen ähnlich, allerdings wurden unterschiedliche Schwerpunkte gelegt. So konnten wiederkehrende Kinder einerseits Helferrollen übernehmen und zugleich neue Möglichkeiten kennenlernen. Im Folgenden wird der allgemeine Projektablauf mit den unterschiedlichen Methoden kurz vorgestellt.

Projektablauf

Zunächst wurde in einer gemeinsamen Einführungsrunde der Begriff des VJ´s (im Vergleich zum DJ) geklärt sowie der künstlerische Ansatz kurz vorgestellt. Bereits hier zeigten sich Kinder wie Jugendliche recht interessiert und motiviert.

Anschließend wurden erste Einblicke in die VJ-Software gegeben, sodass die Teilnehmenden anhand der vorbereiteten Beispiele bereits ein erstes Verständnis für die Ästhetik bekamen. Für die Jugendlichen wurde hier zur weiteren Motivation eine Clubsituation mit elektronischer Musik per Soundanlage mit einer VJ-Show simuliert. Einzelne Clips wurden dann zusammen betrachtet sowie grundlegende zu beachtende Prinzipien analysiert und besprochen. Hierbei ist zu beachten, dass die einzelnen Videoclips eher kurz zu halten sind und ausdrucksstarke, abstrahierte Bewegungen zeigen.
Den älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden historische Positionen der elektronischen Bild- und Klangforschung wie Oskar Fischinger und Hans Richter gezeigt. So sollte ein Grundverständnis dafür hergestellt werden, dass Zusammenhänge zwischen Ton und visuellen Bildern in Form und Farbe entstehen können. Zudem sollten die Jugendlichen so ein erstes Gefühl für abstrakte Videos bekommen.
Nachdem also Begriffe, Projektziele und Beispiele besprochen wurden, durften die Kinder und Jugendlichen selbst aktiv werden. Die Projektleiterinnen gaben hier verschiedenste Aufträge und Gestaltungsmöglichkeiten an die Hand. So konnten beispielsweise „Stop Motion Filme“ mit analogen Materialien wie Knete, eigenen Zeichnungen oder Zeitschriften zu selbstgewählten Themen oder Symbolen gestaltet werden. Besonders am ersten Projekttag lag hierauf der Fokus. Schöne Ergebnisse entstanden auch im Ausschneiden und Zerschneiden von Schrift, abstrakten oder gegenständlichen Elementen aus Illustrierten, welche anschließend mit dem Legetrick animiert wurden. Ein Screenshot aus einem so entstandenen Videoclip ist in der Abbildung zu sehen.

Abstrakte Formen aus Zeitschriften wurden gelegt und animiert. Die Kinder arbeiteten analog und digital.

Am zweiten Tag lag der Schwerpunkt vermehrt auf der digitalen, zeichnerischen Animation. Dabei arbeiteten die Kinder mit einer mobilen Anwendung, auf der einfache bis komplexe Zeichnungen zu Bewegungsabläufen aufgebaut werden können. So wurden gemeinsam einfache, abstrakte Formen in starken Kontrasten schrittweise aufgebaut und animiert. Hierbei sollten die Teilnehmenden besonders auf gestalterischen Ausdruck achten.
Die Clips wurden teilweise in eine Greenscreen-App geladen und dann zu Körperbewegungen erneut gemischt, wie das Video zeigt.

Ein Mädchen überlagerte die gezeichnete Animation eines Sterns mit einer Nahaufnahme ihres Gesichts.

Zuletzt wurde der Schwerpunkt auf fotografischen Abstraktionen, Videos und Loops gelegt. Dabei wurden verschiedene Tools zur Bildbearbeitung und Videoaufnahme bis hin zum Greenscreen genutzt. Die Teilnehmenden sollten hier weniger sich selbst klassisch zeigen als vielmehr den Fokus auf Details und Verfremdungen legen.

Aussagekräftige Bewegungen wurden im Schattenprofil gefilmt.

So wurde gemeinsam eine kollaborative Videoclip-Bibliothek aus verschiedensten Kurzfilmen mit unterschiedlichsten Ästhetiken und Qualitäten angelegt. Diese wurden alle in das VJ-Programm geladen und zusammen zu Musikwünschen der Kinder und Jugendlichen gemixt. Dazu gab es eine offene Bühnenshow in der Arche, zu der alle anwesenden Kinder, Mitarbeitenden und Jugendlichen eingeladen waren. Im Video gibt es Einblicke in die Atmosphäre der Abschlusspräsentation.

In einer großen Licht- und Soundshow wurden die entstandenen Clips live zu den Musikwünschen der Kinder abschließend gemischt und projiziert.

Die jeweiligen Teilnehmenden und Gruppen wurden mit ihren Ergebnissen kurz vorgestellt und angekündigt. Anschließend wurden die entstandenen Clips live zur gewünschten Musik der Teilnehmenden aufgelegt, per Beamer projiziert und so vor allen auf der Leinwand präsentiert. Dabei entstand eine lebendige Atmosphäre mit begeisterten, tanzenden Kindern und Jugendlichen sowie eine Wertschätzung der entstandenen Ausdrucksformen.

Insgesamt erlebte das Programm in dieser Konzeption einen großen Zuspruch und hohe Teilnehmerzahlen. Im Aufgreifen der kindlichen und jugendlichen Medienwelten konnten sich so im kreativen Umgang auditive und visuelle Ausdrucksformen zu einer neuen Medienerfahrung verbinden.