Aufbau eines Wissenscenter über eine Peergroup

Kurze Zusammenfassung der Projektziele, -aktivitäten und -ergebnisse

Die kids-hotline ist eine Beratungsstelle für junge Menschen im Internet. Durch die öffentliche Beratung ist es möglich in allen Foren mitzulesen, alte Themen im Archiv nachzulesen oder über die Forensuche relevante Inhalte zu finden. Die Suche prüft dabei standardmäßig nur die letzten zwei Monate ab, um die Suchanfrage schnell zu verarbeiten. Jede Anfrage an die kids-hotline wird individuell beantwortet, da jeder Jugendliche und jedes Problem/Anfrage einzigartig ist. Dennoch werden immer wieder Themen nachgefragt zu denen weniger individuelle Beratung nötig ist, sondern vor allem Informationsbedarf besteht.
Diese Informationen sollten nun im Rahmen dieses Projektes „Wissenscenter“ redaktionell aufbereitet in einem separaten Bereich der Website gebündelt werden. Dieser Bereich stellt dabei einen weiteren Zugangsweg zu Information dar, mit dem Mehrwert, einfacher strukturiert und permanent verfügbar zu sein.
Im laufenden Betrieb des Wissenscenters sollte jedoch der interaktive Charakter nicht verloren gehen. Es wurde also eine Möglichkeit gesucht, einzelne Themen zu bewerten oder zur Überarbeitung zu kennzeichnen. Zusätzlich sollten Querverweise zu den Beratungsforen geschaffen werden, um eine enge Vernetzung des neuen Bereichs in das bestehende Angebot zu erreichen und den Zugangsweg zum Wissenscenter möglichst einfach und niedrigschwellig zu halten.
Das Wissenscenter wurde für alle Besucher/innen der kids-hotline zugänglich gemacht, hauptsächlich die Zielgruppe der 14-21-Jährigen deutschsprachigen Jugendlichen (Kernzielgruppe der Beratung) wird so erreicht. Bei der Entwicklung der Inhalte wurde jedoch auch eine jüngere Zielgruppe (10-14 Jahre) berücksichtigt, da wir verstärkt Informationsbedarf bei dieser Nutzergruppe feststellen. Für die Projektgruppe wurden Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren angesprochen.
Das angesammelte Wissen in den Foren ist allen frei zugänglich, sodass möglichst viele Jugendliche an Problemlösungen mitarbeiten können bzw. auf dem Wissen aufbauen können. Ziel des Projekts „Wissenscenter“ war die Aufbereitung dieses Wissens, um den Zugang zu erleichtern, einen Überblick zu schaffen und damit ein lexikalisches Nachschlagewerk zu erstellen.

Die Entwicklung des Wissenscenters wurde durch Jugendliche realisiert, um eine verständliche Sprache und jugendgerechte Aufbereitung der Inhalte zu garantieren. Durch die Umsetzung des Vorhabens über eine Projektgruppe wurde so „User generated Content“ erzeugt, der als Inhalt „von Jugendlichen für Jugendliche“ konzipiert ist.

Über die Website der kids-hotline wurden User für die Projektgruppe angeworben. Neben allgemeinen Ankündigungen zum Projekt wurden User gezielt in Chats und Foren angesprochen und zur Projektteilnahme motiviert. Parallel wurde ein interner Bereich eingerichtet, in dem die Projektteilnehmer/innen die Möglichkeit hatten, sich in der ersten Phase des Projekts kennenzulernen und erste Ideen zum Projekt zusammenzutragen.
Auf den Aufruf, sich beim Projekt zu beteiligen war zunächst das Interesse hoch. Das Thema, in dem Freiwillige gesucht wurden, ist in kürzester Zeit mehr als tausendmal aufgerufen worden. Binnen einer Woche waren alle 15 Plätze in der Projektgruppe besetzt. Diese 15 Jugendlichen wurden für ein separates, geschütztes (nicht-öffentlich zugängliches) Forum freigeschaltet. Die angestrebte Altersgruppe wurde in vollem Umfang erreicht, lediglich die Geschlechterverteilung konnte nicht paritätisch gehalten werden (nur ein konstanter männlicher Teilnehmer von 15).

In der Startphase des Projekts wurden die Foren gesichtet und nach möglichen Themen für das Wissenscenter gesucht. Die Auswahl der Themen erfolgte durch die Projektgruppe, so dass nur Themen das Rennen machen, die Jugendliche bewegen. Die Themensammlung wurde über ein Brainstroming realisiert, in dem Begriffe und Themen, die in der kids-hotline behandelt werden gesammelt wurden. Es entstand ein alphabetischer Index mit 118 Begriffen und Wendungen. In einem Besprechungschat wurde gemeinsam mit der Projektgruppe eine Methode zur Priorisierung von Themen entwickelt. Dabei hatten die Projektteilnehmer/innen die Möglichkeit Stimmen für ihnen persönlich wichtige Themen abzugeben. Nach der vorgenommenen Priorisierung blieben noch 84 Begriffe übrig. Daraus entstanden folgenden Rubriken: Mädchen sein, Junge sein, Liebe & sich lieben, Sehnsucht, Schule, Ausbildung, Job, Wohlfühlen, Erwachsen werden, Gefahren im Internet, Psyche, Stop! So nicht, Hilfe im Notfall, Hilfe vor Ort, Ernährung.

Nach Abschluss der Themenauswahl fand das Treffen der Projektgruppe im virtuellen Raum statt. Alle relevanten Schulungsinhalte wurden in virtuellen Arbeitsgruppen durch E-Learning vermittelt.

Die Projektgruppe teilte sich selbstständig in kleinere Arbeitsgruppen von zwei bis vier Teilnehmer/innen auf. Die Kleingruppen recherchierten die relevanten Inhalte für die Themen selbstständig. Hauptbestandteil war hierbei die Internetrecherche und die Suche in den Foren, wobei auch andere Wege der Recherche möglich waren.
In Arbeitstempo und Arbeitseffizienz unterschieden sich die einzelnen Untergruppen sehr stark, einige Gruppen hatten binnen kurzer Zeit viele der vorgenommenen Themen bearbeitet, in anderen Gruppen dagegen wurde lange darüber verhandelt wer sich um welches Thema kümmern darf. Bei diesen Auseinandersetzungen innerhalb der Usergruppe wurde wenig leitend eingegriffen, obwohl durch ein Machtwort möglicherweise mehr Output zu generieren gewesen wäre. Es erschien jedoch wichtig dem Gruppenprozess, auch virtuell, seinen Lauf zu lassen und so den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, selbst ihren Platz in der Projektgruppe zu finden.
Trotz der Mitgliedschaft in der Projektgruppe wurde den Teilnehmer/innen des Projekts keine Sonderrolle in der kids-hotline eingeräumt. Die Anonymität, einer der wesentlichen Grundsätze von kids-hottline wurde während des gesamten Projektzeitraums aufrecht erhalten. Alle Teilnehmer/innen kennen voneinander nicht mehr als den Vornamen (keine Fotos, keine Wohnorte, keine E-Mail-Adressen bzw. Kontaktmöglichkeiten außerhalb der kids-hotline).

Die Qualität der Arbeitsergebnisse ist überraschend positiv ausgefallen. Es sind viele einfühlsame und gut verständliche Artikel verfasst worden. Von den 80 vorgenommenen Themen wurden bis zum Zeitpunkt des Berichts etwa 30 Texte eingesandt. Die vorhandenen Texte sind zusammen etwa 25 DinA4 Seiten und mehr als 50.000 Zeichen lang.
Aufgrund der durchwegs positiven Resonanz plant kids-hotline auch nach dem ersten Onlinegang des Wissenscenters, kontinuierlich Texte neu aufzunehmen.


Veranstalter

kids-hotline/ Kinderschutz e.V.
Ansprechpartnerin: Triz Heider
Kathi-Kobus-Strasse 9
80797 München
Telefon: 0 89 – 23 17 16 99 50
Fax: 0 89 – 23 17 16 99 59
E-Mail: info@kids-hotline.de
Webseite: www.kids-hotline.de

Das Internet ist heute fester Bestandteil der Lebens- und Kommunikationswelt junger Menschen. Die kids-hotline ermöglicht ihnen an diesem „virtuellen“ Ort einen niedrigschwelligen Zugang zu Information, Beratung und Hilfe. Das Projekt wurde 1999 von Studierenden der Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern gestartet als einer der ersten Versuche, Onlineberatung im Internet anzubieten. Mittlerweile hat sich die kids-hotline zu einem differenzierten Beratungsangebot im Internet für junge Menschen entwickelt.

Die kids-hotline verfügt neben dem Erfahrungswissen aus ihrer mehr als siebenjährigen Tätigkeit in der Onlineberatung über ein ausgereiftes Beratungssystem sowohl inhaltlich-pädagogisch als auch auf technischer Ebene. Diese Ressourcen können anderen Trägern, Anbietern und Interessierten zur Verfügung gestellt werden. Unser Ziel ist es, auf diese Weise ein übergreifendes, nicht kommerzielles Beratungsnetzwerk entstehen zu lassen.