Einführung in „Überwachung und Datenschutz“

Einführung in „Überwachung und Datenschutz“

Im Vormittagsprogramm unserer Projektwoche „Who’s watching you?“ wurde ein sog. „Daten-Parcours“ angeboten, bestehend aus fünf verschiedenen Stationen. Einführend versammelten sich alle Besucher_innen im Saal, um in einer dem Thema angemessenen Atmosphäre erste Aufgaben zu erledigen und gemeinsam in den Projekttag eingestimmt zu werden.

Zum Ablauf:
Eine erste Herausforderung war mit dem Betreten des Saals verbunden, denn hier mussten alle Jugendlichen eine Lichtschranke durchlaufen. Diese hatte keine andere Funktion, als kurz aufzuleuchten, wenn jemand hindurchlief. Dies reichte allerdings aus, um die Neugierde vieler Besucher_innen zu wecken bzw. auch eine gewisse Skepsis zu schüren: Oft wurden wir gefragt, was denn in der Schranke genau passiert sei, ob man beispielsweise gescannt worden sei, wie man das von Flughäfen kennt. Die Sensibilität gegenüber solchen technischen Apparaturen ist also bereits in jungen Jahren vorhanden.
Dann erhielten die Jugendlichen ein Profilblatt in die Hand, das aufgebaut war wie ein Social-Network-Profil, es enthielt also diverse Fragen zu persönlichen Daten. Im Kleingedruckten stand, dass lediglich die mit Sternchen markierten Felder „Name“ und „Geschlecht“ Pflichtfelder waren, alles andere somit freiwillige Angaben. Dennoch füllten die meisten Teilnehmenden sämtliche Felder aus.
Zu Beginn der gemeinsamen Einführung zeigten wir den Animationsclip „Who’s watching you? Unsere alltäglichen Datenspuren“, den wir mithilfe des Tools PowToon.com produziert hatten. Hier wurden exemplarisch verschiedene Situationen aufgezeigt, an denen wir Daten preisgeben, z.B. das Versenden einer Nachricht, das Kaufen einer App oder das Ansehen eines Online-Videos. Damit stiegen wir in die Thematik ein und fragten die Jugendlichen anschließend, ob sie die NSA und den Heartbleed-Bug kennen (was v.a. im zweiten Fall nur selten zutraf) und was sie mit Datenschutz verbinden. Wir erläuterten die Macht von Online-Konzernen ebenso wie die Aktivitäten der NSA und des BND in Deutschland und zeigten anhand von visualisierten Handy-Metadaten auf, wie nachvollziehbar unsere digitalen Aktivitäten sind. (Die komplette Einführungspräsentation ist bei prezi.com abrufbar.)
Anschließend wurde der Ablauf des Projekttages erläutert und die Einteilung der Besucher_innen in fünf Gruppen vorgenommen.

Besonderheiten im Hinblick auf das Schwerpunktthema:
Das Thema „Datenschutz“ ist an sich eher trocken und abstrakt, die Auseinandersetzung damit deshalb wenig reizvoll für Jugendliche – obwohl sie aufgrund ihres intensiven Mediennutzungsverhaltens eigentlich tagtäglich damit konfrontiert sind. Hinzu kam, dass unsere Projektwoche in der vorletzten Schulwoche mitten im heißen Juli stattfand und der „Daten-Parcours“ für Schulklassen angeboten wurde, die mit ihren Lehrer_innen kamen. Somit war ein eher schulischer Kontext hergestellt.
Um diese Voraussetzungen zu konterkarieren veranstalteten wir die Woche im Münchner „Haus der Jugendarbeit“, das wir nach unseren Vorstellungen herrichteten: Mit Bewegungskameras, LED-Lichtschläuchen, Wand-Projektionen und Objekten wie einem „Heartbleed-Kubus“ erzeugten wir eine Stimmung, die sich deutlich vom schulischen Alltag abhob und zugleich ein passendes Umfeld für die Thematik erzeugte. Als Logo für die Woche hatten wir die Figur Kilroy gewählt („kilroy is watching you“), die als schwarz-weiße Comicfigur in einem pinken Rahmen platziert wurde.
Inhaltlich verfolgten wir den Ansatz, einen möglichst unverkrampften und lockeren Zugang zur Thematik zu vermitteln. So gestalteten wir das Einführungsvideo als animierten Comic-Clip und zeigten u.a. eine Grafik, die den Jugendlichen von Humor-Seiten wie 9gag.com bekannt war (als die drei größten Ängste ihrer Generation waren darauf abgebildet: schlechtes Netz, wenig Akku und lange Ladezeit; dem gegenüber stellten wir die Frage nach Datenschutz, Überwachung und Online-Sicherheit).
Wir unternahmen also den Versuch, das Thema möglichst alltagsnah und interessant aufzubereiten, anstatt oberlehrerhaft über die Notwendigkeit von Datenschutz zu dozieren. Das positive Feedback der beteiligten Klassen zeigte uns, dass dieser Ansatz aufging und unser Ziel, die jungen Besucher_innen für das Thema zu sensibilisieren, großteils erreicht wurde.

Veröffentlichung:
Als eine Art „Handout“ bzw. Informationsflyer zu unserer Datenschutz-Woche veröffentlichten wir eine Sonderausgabe des Formats „MultiMediaNews“ der AG Interaktiv. Diese Sonderausgabe richtete sich inhaltlich in erster Linie an Jugendliche, sie steht unter freier Lizenz zum kostenlosen Download bereit.

Allgemeine Informationen:
Der Daten-Parcours wurde an fünf Tagen angeboten und von rund 250 Teilnehmer_innen absolviert. Die Schüler_innen stammten aus der 6. bis 9. Jahrgangsstufe und kamen von sämtlichen Schulformen (Förder-, Mittel-, Realschule und Gymnasium). Etwa 1/3 der Jugendlichen verfügte über einen Migrationshintergrund.
Veranstaltungsort des Daten-Parcours war das Haus der Jugendarbeit in der Rupprechtstraße 29 in München. Die einzelnen Stationen fanden im Saal, in zwei Workshopräumen, im MZM-Seminarraum und im Hof statt.

Die Einführung wurde gestaltet von SIN – Studio im Netz e.V.
Ansprechpartner: Hans-Jürgen Palme und Björn Friedrich
Das SIN ist eine seit 1996 bundesweit agierende medienpädagogische Facheinrichtung. Es konzentriert als anerkannter Träger der freien Jugendhilfe den Schwerpunkt seiner Aktivitäten auf den Bereich „Kinder, Jugendliche und digitale Medien“.