Das gläserne WM-Ticket – Ein Projekt zum Thema Datenschutz

In dem Multimedia-Projekt „Das gläserne WM-Ticket“ haben sich Jugendliche mit dem Thema Datenschutz auseinander gesetzt und kurze Radio- und Videospots erstellt bzw. eigene Internetseiten gefertigt. Alle Produktionen wurden auf einer gemeinsamen Internetseite veröffentlicht. Ziel des Projekts war es, Jugendliche für das Thema Datenschutz zu sensibilisieren und ihnen Medien als Recherche- und Ausdrucksmittel an die Hand zu geben. Im Zentrum des Interesses stand dabei die Technologie RFID, die es erlaubt, Daten per Funk und damit ohne Wissen der Person abzufragen. Diese Technologie wurde in den Eintrittskarten für die Fußball-Wm 2006 in Deutschland verwendet. Da Jugendliche meist keinen Zugang zu diesen Tickets hatten, richtete sich ihr Interesse auf Fragestellungen aus ihrem Lebensbereich, wie den Personalausweis, das Handy o. ä. Sobald sie vom Einsatz des Chips in Dingen ihres Lebensbereichs erfahren hatten, waren die Jugendlichen sehr interessiert und setzen sich intensiv mit dem Thema auseinander.

RFID-Chips als Problem für den Datenschutz: hinter diesem Schlagwort versteckt sich eine Chip-Technik, die das berührungslose und damit völlig unbemerkte Auslesen von Informationen ermöglicht. RFID, das bedeutet „Radio Frequency Identification“ und meint, dass ein sehr kleiner Chip, auf dem vergleichsweise viele Informationen gespeichert werden können, nicht nur berührungslos ausgelesen werden kann, sondern auch von sich aus seine Informationen sendet. Unter Datenschutz-Gesichtspunkten war der massenhafte Einsatz von RFID-Transpondern im Rahmen der WM 2006 problematisch. Die Gefahr der RFID-Technik liegt zum Beispiel im Verlust der informationellen Selbstbestimmung – die einzelne Person hat durch die versteckten Sender keinen Einfluss mehr darauf, welche Informationen preisgegeben werden. Das Projekt „Das gläserne WM-Ticket“ sollte Jugendlichen einen Zugang zu dem sperrigen und in einer breiteren Öffentlichkeit in Vergessenheit geratenen Thema Datenschutz schaffen. Aufhänger für eine Auseinandersetzung mit dem Thema sollten die Eintrittskarten zur Fußball WM sein. In diesen Tickets sind erstmals RFID-Chips im Rahmen einer Großveranstaltung integriert, wodurch die Besucherinnen und Besucher überwacht werden können, ohne dass es ihnen bewusst ist. Gekoppelt ist der massenhafte Einsatz dieser Technik an eine Vertriebsprozedur, die von den Karteninteressierten die Abgabe einer Vielzahl persönlicher Daten erfordert (darunter auch Personlausweis-Daten) – mit dem Ergebnis, dass im Prinzip von jedem Stadionsitzplatz klar ist , wer darauf sitzt, und dass auch nur die/derjenige überhaupt ins Stadion kommen kann, , die/der wirklich zu dem jeweiligen Ticket gehört.

Gerade weil Fußball immer noch eher ein Jungenthema ist, sollte mit diesem Projekt und dem speziellen Thema Datenschutz im Vorfeld der WM 2006 Mädchen und Jungen gleichermaßen die Möglichkeit gegeben werden, sich zu artikulieren. In dem Projekt konnten Jungen und Mädchen ihre Kenntnisse ganz ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechend einsetzen, sich gegenseitig informieren und sich aktiv mit dem Thema Datenschutz auseinander setzen. Das Projekt zielte darauf ab, Mädchen und Jungen rund um das Thema Fußball und Datenschutz miteinander ins Gespräch zu bringen, sie zu einem sensiblen Umgang mit ihren persönlichen Daten anzuregen und ihre Medienkompetenz zu fördern. Gleichzeitig sollten die Ergebnisse im Netz und im Münchner Jugendradio Störfunk veröffentlicht und so die Diskussion zu diesem Thema unter Jugendlichen angeregt werden. Das Jugendradio Störfunk sendet täglich zwei Stunden im Aus- und Fortbildungskanal auf m94,5. Im Aus- und Fortbildungskanal können sich junge Medieninteressierte auf einer eigenen Hörfunkfrequenz unter professioneller Anleitung erproben und dort Sendungen und Beiträge gestalten.

Im Rahmen des Projektes setzten sich Jugendliche mit dem Strukturieren von Inhalten zum Thema Datenschutz, der Aufbereitung des Informationsmaterials und der medialen Umsetzung auseinander. Als Medien standen ihnen dabei das Internet als Bild-, Ton- und Textmedium und Video und Audio als ideale Medien für Reportagen zur Verfügung.

Theoretische Grundlegung

Grundlegende Zielsetzung für alle medienpädagogischen Projekte, die das MZM durchführt, ist die Entwicklung und Förderung von Medienkompetenz. Sie umfasst nach Dieter Baacke die Aspekte Medienkritik, Medienkunde, Mediengestaltung und Medientechnik (Baacke, Dieter: Medienpädagogik. Grundlagen der Medienkommunikation. Band I. Erich Straßner (Hrsg.). Tübingen 1997). Damit ist es Aufgabe medienpädagogischer Projekte, Medien als wesentlichen Bestandteil gesellschaftlicher Realität begreifbar zu machen, die sozial-kommunikativen Fähigkeiten der Teilnehmenden zu fördern, ihre Entscheidungsfähigkeit zu stärken und gesellschaftliche-politische-ökonomische Zusammenhänge begreifbar zu machen. Mit dem Projekt „Das gläserne WM-Ticket“ sollten Jugendliche somit dazu angeregt werden, sich mit ihrer Lebenswelt auseinander zu setzen, ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen – speziell im Hinblick auf das Thema Datenschutz — wahrzunehmen und auszudrücken sowie ihre kommunikativen Fähigkeiten auszubauen. In allen Projektbestandteilen stand das handlungsorientierte Lernen im Vordergrund. So wurden Erfahrungsräume für soziales Lernen geschaffen und ausreichend Möglichkeiten zur Artikulation der eigenen Interessen geboten.

Datenschutz und RFID

Die Pläne von Händlern, immer mehr Waren mit Funkchips auszustatten, so dass man sie noch im Kühlschrank orten kann, stoßen weltweit auf große Skepsis. Die RFID-Technik ist grundsätzlich schon seit den 60er Jahren bekannt. Und das Prinzip ist überaus einfach: Auf jedem Gegenstand, jeder Person, jedem Tier lässt sich theoretisch ein winziger Chip mit Antenne anbringen, ein sogenannter „Tag“. Darauf kann man eine eindeutige Identifikationsnummer und beliebig viele weitere Informationen speichern. Die Daten lassen sich dann sekundenschnell und von Ferne per Funk auslesen – und in Datenbanken verarbeiten. Dabei ist von etlichen Anwendungsfeldern die Rede. Seit Jahrzehnten wird das System etwa in Wegfahrsperren von Autos oder in elektronischen Skipässen eingesetzt. Ein Kasino in Las Vegas will mit RFID für fälschungssichere Spielchips sorgen. Büchereien können so ihre Bücher markieren, Pharmakonzerne können ihre Medikamente vor Fälschung schützen und Regierungen würden die Chips gerne in Gesundheitskarten und Reisepässen sehen. Auch bei der Fußball-WM 2006 ist RFID zum Einsatz gekommen. Ein in den Eintrittskarten eingebauter Chip funkte am Stadion-Eingang einem Lesegerät aus kurzer Entfernung seine Nummer zu. Mit der Datenbank dahinter wurde festgestellt, ob die Daten stimmen.

Schon jetzt gehört die Technologie zum Alltag: Die Monatsfahrkarten der Londoner U-Bahnen haben einen RFID-Chip, das Maut-System in Singapur funktioniert damit. Was für Datenschützer eine Horror-Vorstellung ist, lässt die Befürworter in der Industrie schwärmen: Durch den Wunderchip lässt sich der gesamte Weg eines Produktes von Anfang bis Ende verfolgen. Dadurch werden aber gleichzeitig Daten über den Kunden gesammelt.

RFID, Fußball und Genderaspekte

Mit dem Projekt sollten Mädchen und Jungen rund um das Thema Datenschutz miteinander ins Gespräch kommen. Die gleichberechtigte Teilhabe beider Geschlechter wurde sowohl durch die Auswahl der thematischen Inputs als auch die Begleitung bzw. Anleitung der Teil-Projekte durch weibliche und männliche TeamerInnen gewährleistet. Bei der Erarbeitung des Themas wurde darauf geachtet, dass alle Jugendlichen ihre Interessen und ihre Meinung einbringen konnten. Daraus ergab sich dann allerdings einerseits, dass das WM-Ticket nicht in den Medienbeiträgen der Jugendlichen behandelt wurde (s. unten „Wie wichtig sind WM-Tickets wirklich?“ [hier muss ein Link/Anker eingefügt werden]), andererseits führte dies aber dazu, dass Mädchen und Jungen sich gleichermaßen in den Medienprodukten wiederfanden und in allen Produktionsschritten ihr Thema selbstbewusst und selbstständig umsetzten. Während bei dem Teilprojekt „FachinformatikerInnen machen Radio“ dem Geschlechterverhältnis des Ausbildungszweigs entsprechend überwiegend männliche Jugendliche beteiligt waren, war das Geschlechterverhältnis bei den anderen Teilprojekten ausgeglichen. Ein Projekt wurde mit einer Mädchengruppe durchgeführt.

Ein Thema, verschiedene Medien

Es fanden fünf mehrtägige Projekte statt. An der Durchführung der Projekte waren neben den MedienpädagogInnen des Medienzentrums München StudentInnen der Katholischen Stiftungsfachhochschule München beteiligt. An den einzelnen Projekten konnten je 5 bis 25 Jugendliche teilnehmen, wobei über alle Projekte hinweg auf eine geschlechtsparitätische Besetzung geachtet wurde.

Das Teilprojekt „FachinformatikerInnen machen Radio“ fand zusätzlich im Rahmen von „In eigener Regie“ — einem Projekt des JFF — Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis und der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) statt (www.ineigenerregie.de). Die anderen Projekte entstanden im Rahmen des Seminars „Orwell 2005“ an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München im Wintersemester 2005/2006.

FachinformatikerInnen machen Radio

Die SchülerInnen der Berufsschule für Informationstechnik an der Bergsonstrasse haben zum Abschluss des zweiten Ausbildungsjahres ein Radioprojekt durchgeführt. 18 männliche und 2 weibliche Jugendliche im Alter von 17 bis 23 Jahren arbeiteten in drei Gruppen. Eine Gruppe recherchierte die Grundlagen zum Thema RFID und bereitete die Informationen für die anderen Gruppen auf. Die zweite Gruppe erstellte die Internetseite und dokumentierte den gesamten Projektverlauf. Die dritte Gruppe führte Radioreportagen durch und erstellte alle Beiträge für eine Radiosendung. Zu Beginn der Woche erhielten alle SchülerInnen eine Einführung in das Thema RFID und in Radiojournalismus. Hier wurden den SchülerInnen Grundlagen der Recherche, des Interviews, des Schnitts und verschiedene Radioformate von einem Redakteur des Bayerischen Rundfunks nahe gebracht. Am Ende der Woche fand eine schulinterne Präsentation statt. Hier wurde sowohl die Internetseite vorgestellt als auch die Radiosendung präsentiert. Sie wurde live zusammengespielt, d.h. die SchülerInnen moderierten die Beiträge an und spielten die vorab entstandenen Reportagen, Interviews und Features sowie die Musik ein. Die so entstandene Sendung wurde dann im August 2005 auf dem AFK M94.5 ausgestrahlt. Die Website steht auf dem Münchner Bildungsserver

Radiobeitrag in der Hauptschule Knappertsbuschstraße

Zur Vorbereitung des Projekts in der 8. Hauptschulklasse wurde dem Lehrer ein Text zum Thema RFID zur Verfügung gestellt, den er mit seinen SchülerInnen behandelte. In einer folgenden Unterrichtsstunde erarbeiteten die StudentInnen der Katholischen Stiftungsfachhochschule und die Medienpädagogin des MZM gemeinsam mit den 8 Mädchen und 17 Jungen der Klasse relevante Fragestellungen zum Thema. Das Interesse der SchülerInnen konzentrierte sich dabei auf die Technologie „RFID“ allgemein. Sie wollten herausfinden, was die MünchnerInnen über diese Technologie wissen, ob sie sie überhaupt kennen und was sie davon halten. Ausgestattet mit diesen Fragen und einem Audioaufnahmegerät gingen sie eine Woche später, aufgeteilt in drei Gruppen, in naheliegende Einkaufszentren, die U-Bahn und auf die Straße. Im Anschluss an die Interviews wurden die Aufnahmen angehört und alle relevanten Passagen gemeinsam herausgesucht. Den Schnitt des Beitrags führten die StudentInnen im Medienzentrum München durch und präsentierten an einem der folgenden Tage den fertigen Beitrag in der Klasse. Nach der Präsentation des Beitrags diskutierten die SchülerInnen sehr intensiv über die Datenschutzproblematik und hinterfragten die Verbreitung des Chips einerseits und die Unkenntnis der befragten MünchnerInnen sehr kritisch.

Fotostory in der Hauptschule Walliserstraße

In einer 7. Hauptschulklasse wurde das Thema RFID den 12 Mädchen und 10 Jungen zunächst mit Hilfe einer Powerpoint-Päsentation nahegebracht. Im Anschluss erstellten die SchülerInnen Plakate mit ihren Fragen und Ideen zu den Funk-Chips. Am Ende dieser Einheit konnten sich die SchülerInnen dann für die Teilnahme an dem Medienprojekt anmelden. Die Teilnahme war freiwillig und das Medienprojekt fand außerhalb der Unterrichtszeit statt. Zehn Jugendliche – 6 Jungen und 4 Mädchen – meldeten sich an. Beim ersten Treffen entwickelten die Jugendlichen in drei Kleingruppen Treatments für Fotostorys. Trotz des sehr kritischen Umgangs mit RFID beim Erstellen der Plakate, entstanden hier Geschichten, die sich vor allem den Vorteilen widmeten. So wurde mit Hilfe eines RFID-Chips eine verlorene Geldkarte wiedergefunden oder ein Schwarzfahrer ausfinding gemacht. Bei den weiteren Treffen wurden zunächst Fotos für die Bildgeschichte geschossen. Danach wählten die SchülerInnen die geeigneten Bilder aus, manipulierten sie und erstellten die Sprechblasentexte bzw. Bilduntertitel. In der darauffolgenden Einheiten wurden aus dem Material Internetseiten erstellt. Die fertigen Internetseiten wurden am folgenden Tag vor der ganzen Klasse präsentiert. Obwohl viele der SchülerInnen große Probleme in der Schule haben, setzten sie sich sehr engagiert und intensiv mit der Thematik auseinander. Dies zeigen einerseits die entstandenen Geschichten als auch die Diskussion mit der ganzen Klasse im Anschluss an die Präsentation.

Interviews in der Glockenbachwerkstatt

Im offenen Jugend- und Kulturtreff Glockenbachwerkstatt war es deutlich schwieriger, kontinuierlich mit Jugendlichen zu arbeiten. Während beim ersten Treffen noch sieben Mädchen anwesend waren, kamen zum folgenden Treffen nur zwei Mädchen. Beide sind in München geboren und aufgewachsen. Die Eltern stammen aus der Türkei. Eines der Mädchen hat die Schule abgebrochen, die andere besucht ein Gymnasium. Die beiden arbeiteten kontinuierlich an dem Projekt und vertieften sich in die Thematik, so lasen sie zusätzlich das Buch „1984“.

Nach einem Theorieinput entwickelten die Mädchen Fragen für das Interview. Im Zentrum des Interesses der beiden Mädchen standen Themen, wie Handy, Fußball und die Gefahren einer Überwachung. Sie entschieden sich dafür, sich gegenseitig zu interviewen, da sie ihr umfangreiches, neu erworbenes Wissen gerne aufarbeiten wollten. Anschließend wurden die Interviews gemeinsam geschnitten und auf einer selbst gestalteten Internetseite veröffentlicht.

Videoclip des SBZ Sendling

Im Spiel- und Begegnungszentrum Sendling schließlich sollte mit Jugendlichen ein Videoclip gedreht werden. . Insgesamt waren 25 Jugendliche im Alter von ca. 11 bis 14 Jahren an dem Projekt beteiligt, ein Großteil davon waren Mädchen. Die meisten Jugendlichen hatten Migrationshintergrund und besuchten die umliegenden Hauptschulen.

Das erste Treffen wurde vor allem zum gegenseitigen Kennen lernen genutzt. Das Thema RFID und das Vorhaben, einen Film zu erstellen, wurden vorgestellt. Abschließend sammelten die Jugendlichen Ideen für eine Geschichte. Sie haben sich für die Einsatzbereiche der RFID-Chips sehr interessiert, die, wie z.B. Handy oder Einkaufen, etwas mit ihrem alltäglichen Leben zu tun haben. Sie waren über die Möglichkeiten des Chips sehr erstaunt und wollten sehr viel wissen. Einige zeigten sich sehr verärgert, dass man damit an ihre persönlichen Daten gelangen kann. Im Bezug auf das Handy wollten sie auf keinen Fall, dass ihre Eltern sie mit diesem Chip finden könnten.

Beim nächsten Treffen – es waren leider großteils andere Jugendliche als beim ersten Treffen anwesend – wurde die Geschichte nochmals vorgestellt und deren Umsetzungsmöglichkeit erörtert. Bei dem folgenden Treffen wurde die Geschichte filmisch umgesetzt. Die Jugendlichen waren dabei an allen Schritten federführend beteiligt. Sowohl Kamera, Licht und Ton als auch Regie lagen in ihrer Hand. Die Jugendlichen waren mit großer Begeisterung bei der Sache und arbeiteten einen ganzen Nachmittag lang intensiv an ihrem Film. Beim Schnitt des Film im Medienzentrum München waren zwei der Jugendlichen beteiligt. Sie präsentierten ihren Film dann auch abschließend im SBZ Sendling.

Wie wichtig sind WM-Tickets wirklich?

Das Projekt „Das gläserne WM-Ticket“ stieß auf großes Interesse bei den Jugendlichen, sobald Themen aufgegriffen wurden, die sie persönlich betreffen. Entgegen unseren Erwartungen jedoch gehörte das WM-Ticket nicht zu diesen Themen. Auch wenn viele Jugendliche großes Interesse an Fußball haben, ist die Fußball-Weltmeisterschaft ein Ereignis, das sie nicht betrifft oder zumindest nicht betroffen hat. Über die Medien wissen sie zwar viele Details, aber sowohl die Preise der Eintrittskarten als auch deren Verteilmodus über das Internet rückt sie für Jugendliche in weite Ferne. Keine/r der beteiligten Jugendlichen hatte sich für eine Eintrittskarte beworben. Dadurch war für sie auch die Datenschutzproblematik in diesen Karten uninteressant. Sobald sie vom Einsatz des Chips in Personalausweisen oder der Möglichkeit, Handys zu orten, erfuhren, fingen sie jedoch Feuer und setzen sich sehr intensiv mit dem Thema auseinander. Diese Diskussion betraf Mädchen und Jungen gleichermaßen. Gemeinsam erstellten sie sehr anschauliche Medienprodukte und arbeiteten bei allen Produktionsschritten gleichberechtigt miteinander.

Ein Problem bei der Umsetzung der Projekte war die Unzuverlässigkeit der Jugendlichen in den Teilprojekten der offenen Jugendarbeit. Oft waren die Jugendlichen, die beim ersten Treffen eine Idee erarbeitet hatten, beim zweiten Treffen nicht anwesend. Gerade bei einer Thematik, die eine intensive Einarbeitung erfordert, stellt dies die pädagogisch Tätigen vor eine große Herausforderung. Sehr hilfreich war es hier, dass das Thema über die verschiedenen Teilprojekte fortgeschrieben wurde und so bereits vorhandene Projektergebnisse als relativ schneller Einstieg für „NachzüglerInnen“ genutzt werden konnten.

Fazit

Die Zusammenarbeit mit der Katholischen Stiftungsfachhochschule war sehr gewinnbringend. Die StudentInnen wussten anfangs selbst wenig über die RFID-Technologie und konnten ihre eigenen Fragen nutzen, um gemeinsam mit den Jugendlichen das Thema zu erarbeiten. In der Umsetzung der Teil-Projekte fand eine intensive Zusammenarbeit zwischen Studierenden, MedienpädagogInnen und Jugendlichen statt. Diese Form der Zusammenarbeit erfordert allerdings eine exakte Planung und eine detaillierte Nachbesprechung. Deshalb wurden in dem Projekt Frage- bzw. Evaluationsbögen eingesetzt, die sowohl von den Studierenden als auch von den beteiligten Jugendlichen ausgefüllt wurden und eine kontinuierliche Fortschreibung der Konzeption sowie eine einheitliche Auswertung ermöglichten. Sie sind einzusehen unter [link, kommt von uns]

Die Reflexion aller beteiligten Jugendlichen und Studierenden fiel sehr positiv auf.

Die Jugendlichen waren in erster Linie begeistert von ihrem Medienprodukt. Ohne Einschränkungen hat ihnen die Arbeit mit Audio, Foto, Video und Internet großen Spaß bereitet. Alle Medien eigneten sich hervorragend für die Bearbeitung der Thematik. Allerdings stellte sich heraus, dass sich die Jugendliche bei der Erstellung des Films am stärksten mit den Vorteilen der Technologie auseinandersetzten. Hier ließen sie ihre persönlichen Wunschvorstellungen wahr werden und nutzten RFID für ihre Zwecke. Bei der Erstellung einer Audioumfrage, dem Schreiben der Moderation und der Zusammenstellung einer Sendung, wurde dagegen das kritische Bewusstsein der Jugendlichen am stärksten gefördert. Sie waren entsetzt von der Unkenntnis der Bevölkerung, fühlten sich selbst als ExpertInnen und meinten, dass Aufklärungsarbeit im Hinblick auf die RFID-Chips dringend notwendig sei.

Die Studierenden hoben hervor, dass sich gerade die Medienarbeit hervorragend für die Erarbeitung eines so sperrigen Themas wie Datenschutz eigne. Hier kämen zwei Aspekte zum Tragen: Einerseits sind die Medien selbst im Hinblick auf Datenschutz hoch interessant bzw. problematisch, andererseits dienen die Medien den Jugendlichen dazu, ihre Fragen zu stellen und zu ihren Interessen zu recherchieren. Neben dem Internet als Rechercheinstrument waren die Audio-Interviews eine optimale Möglichkeit, um sich dem Thema anzunähern. Die Bündelung der einzelnen Medienbeiträge auf der gemeinsamen Internetseite zeigt die Vielfalt der Aspekte und Herangehensweisen.


Veranstalter

Medienzentrum München des JFF
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Projektwebsite: www.medienzentrum-muc.de/projekte/rfid

Das Medienzentrum München im Haus der Jugendarbeit in der Rupprechtstr. 29 steht allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kinder- und Jugendarbeit sowie Jugendmediengruppen in München zur Verfügung. Eingerichtet wurde es vom Stadtjugendamt München im Jahre 1982 und unterstützt seitdem Medienprojekte von Kindern und Jugendlichen. Ziel der Arbeit des Medienzentrums München ist es, Kinder und Jugendliche zum aktiven und kreativen Umgang mit den Medien anzuregen und die Entwicklung von Medienkompetenz zu fördern. Zur Unterstützung von Medienprojekten werden vor allem Angebote gemacht, die Modellcharakter besitzen und Impulse für die praktische Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen setzen. Das Medienzentrum München ist eine Einrichtung des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Das JFF wurde 1949 gegründet und befasst sich seither in Forschung und pädagogischer Praxis mit dem Medienumgang der heranwachsenden Generation. Ein Spezifikum des JFF ist die Verknüpfung von Forschung und Praxis: Die Ergebnisse der Forschung sind Grundlage für pädagogische Modelle in der Erziehungs-, Bildungs- und Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Aus der pädagogischen Praxis wiederum erhält der wissenschaftliche Bereich wichtige Impulse.

Katholische Stiftungsfachhochschule München
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Das Zentrum für Medienpädagogik an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München bietet seinen Studierenden und Lehrenden umfassende medienpädagogische und mediendidaktische Unterstützung und Beratung für die Lehre und Praxis. Darüber hinaus verwaltet das ZfM einen umfangreichen Pool an didaktischen Materialien und Gerätschaften. Ein Videoarchiv mit über 2000 Filmen sowie ein S-VHS-Schnittstudio und ein DV-Digitalschnittstudio, ein professionelles Audiorack für Veranstaltungen, eine eigene Theaterbühne sowie eine komplette Tontechnik-Ausstattung stehen den Studierenden und Lehrenden zur Verfügung.